Donnerstag, 4. Dezember 2008

So richtig angekommen

Sportlich wie wir sind können wir es uns ja nicht nehmen lassen bei dem guten Wetter schwimmen zu gehen. Also ab ins Auto und zu dem Pool mit Meerblick gefahren, um unseren Kilometer hinter uns zu bringen. Doch irgendwie war uns das nicht genug. Als absolute Surfschnitten haben wir also unsere Bodyboards geschnappt und ab ging es zum Strand. Und damit fing es an, dass wir nun wirklich behaupten können in Kapstadt angekommen zu sein...
Schon beim Ankommen haben wir sie gesehen. Gelangweilt wie jeder zweite hier lungerten sie am Strand herum und hatten nix besseres zu tun als Löcher in die Luft zu starren. Schulternzucken; nichts dabei gedacht. Schnell war ein etwas windstillerer Platz gefunden und Decken und Handtücher wurden in den Sand gepfeffert. Immerhin wollten wir ja Bodyboarden und nicht den Strand mit unseren schönen Sachen dekorieren. Rucksack mit Handtüchern abgedeckt und mit den Boards gen Wasser gewandert.
Da die Wellen aber nicht so hoch waren wie vorausgesagt und es auch nicht kontinuierlich klappen wollte die wenigen guten Wellen zu erwischen entschieden wir uns nach ca. 20 Minuten für ein kleines Sonnenpäuschen. Doch zu früh gefreut!
Kaum bei den Decken angekommen stürmte auch schon einer Gruppe Xhosa-Jungs auf uns zu „The guys took your bag! The guys took your bag!“ Hä? Was? Wer? Tasche? Suchend wanderten die Blick zwischen Decken und Handtüchern hin und her und beiden wussten – irgendwas ist hier gerade verdammt anders; und noch dazu verdammt falsch!
Lange hat es auch nicht gedauert, bis sich visueller und auditiver Sinn zusammengeschlossen haben und wir begriffen: Diese [Beschimpfung ausgeblendet da wahrscheinlich im Rahmen des Illegalen] haben unsere Tasche geklaut!
Und dann schob es sich in unsere Gedanken, was wir alles in der Tasche hatten. Geld und Kreditkarten waren zum Glück an anderer Stelle sicher untergebracht, doch Millis Handy werden wir wohl nicht mehr wieder sehen. Ich habe den Verlust meiner beiden (einzigen!) Strickjacken zu verzeichnen. Millis Haus- und Zimmerschlüssel, der Autoschlüssel, ein Handtuch, unser Sonnenöl, unsere Zigaretten, Kaugummis... WEG!
Gerade in den letzten Tagen kreisten unsere Gedanken immer wieder darum, dass wir bisher ja wirklich großes Glück gehabt haben und uns noch niemand überfallen hat. Hätten wir das mit dem Denken mal gelassen. ;-)
Die Security am Strand war dermaßen arbeitsunwillig oder –fähig, dass wir von Glück reden können, dass sich ein Herr von der Neighbourhood Watch anbot uns zu helfen. Er rief die Polizei an (Wir hatten ja kein Handy mehr, da meins zu Hause vergessen wurde) und fuhr mit seinem Roller die Straßen ab, um wenigstens noch die Tasche zu finden. Mit den Autoschlüsseln kann ja niemand etwas anfangen und wir hatten Geld und meine Schlüssel im Auto; hätten uns also noch nicht einmal ein Taxi zurück (50 km) leisten können. Chris, einer unserer Mitbewohner, hatte seinen Weg zum Strand auch gefunden, so dass wir zur Not mit ihm hätten zurückfahren können. Die Herren vom Mietwagenservice ließen auf sich warten oder waren gar nicht erst zu erreichen, so dass wir zusehen konnten, wie unser Auto aufgebrochen wurde, damit wir wenigstens an unsere noch gebliebenen Wertsachen kamen.
Lange Rede, kurzer Sinn: die Polizei fuhr ein paar Minuten durch die Gegend und kam mit einem „Sorry!“ zurück, man kann sich auf die Hilfe der Behörden nicht verlassen, nach ca. 3,5 Stunden war auch endlich jemand wegen des Autos da und wir konnten den Rückweg antreten. Um wenigstens ein wenig das Gefühl zu haben noch etwas getan zu haben, wo wir schon so blöd waren und uns haben beklauen lassen, sind wir noch ein wenig die Straßen abgefahren; was natürlich nicht von Erfolg gekrönt wurde und haben uns zu Hause relativ zügig auf den Weg ins Stones gemacht, um unseren Frust zu bekämpfen. Bekannte getroffen und noch nett gefeiert.
Heute geht es uns den Umständen entsprechend nicht ganz so gut (Böser Teufel Alkohol), doch Milli läd mittlerweile ihr altes Handy auf, hat Schlüssel für ihr Zimmer bekommen und gleich werden wir uns auf den Weg in die Mall machen, da ich ohne Strickjacke nicht sein kann.
Und hier noch der Satz für die Besorgten: Wir leben noch! Uns ist nichts passiert! Wir sind nicht mit Waffen in Berührung gekommen! Es fehlen nur Wertgegenstände; um die es uns tierisch leid tut!

Und trotz allem wollen wir noch immer nicht nach Hause zurück, denn jetzt sind wir so richtig in Südafrika angekommen!

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